Goood morning!
Es ist mal wieder zu weit und ihr hört etwas von mir. Zu verdanken habt ihr das dem Besten und Schlimmsten, was mir in über 10 Jahren Schule je passiert ist: es ist zu kalt um zum Unterricht zu gehen. Wie ihr ja vielleicht den Nachrichten entnommen habt, wird der "Mittlere Westen der USA von einer Kältewelle mit Südpol- Temperaturen erfasst." Wir haben zurzeit -27 Grad, was kälter ist als in Teilen der Antarktis und ein neuer Rekord. Letzte Woche hatten wir zwei Tage Schule, diese können wir gleich ganz zuhause bleiben. Dabei geht es vorallem darum die unerfahrenen Autofahrer (also alle 16 und 17 jährigen Schüler) zu schützen und die Möglichkeit zu überdenken, ob die riesigen gelben Schulbusse anspringen und auf den eisigen Waldstraßen fahren könnten. Eher nicht. Obwohl es im Moment auch schlichtweg einfach viel zu kalt ist um überhaupt das Haus zu verlassen.
Und obwohl jeder deutsche Schüler mich gerade wahrscheinlich beneidet, kann ich auch sagen, dass es schrecklich langweilig ist. Man kann nichts machen, jeder sitzt in seinem Haus fest. Ich kann die Filme, die wir diese Woche geschaut haben schon nicht mehr zählen. Aus lauter Langeweile bringt mir meine Gastmama bei Gitarre und Querflöte zu spielen, was eigentlich ganz lustig ist. Außerdem probieren wir jede Menge neue Rezepte aus. Gut, dass Amerikaner immer einen vollen Vorratsschrank haben. Und weil ich gerade immernoch nichts besseres zu tun habe, werde ich euch heute mal ein paar Fakten über meine Schule erzählen:
- Eine amerikanische High School ist anders. Wirklich anders. Völlig anders als meine deutsche Schule. Es ist ein riesiger Campus mit unzähligen Räumen und vielen Sportfeldern. Es ist genau wie man es im Film sehen kann: lange Gänge mit Schließfächern an jeder Seite, ein riesiges Footballfeld, Cheerleader mit langen Pferdeschwänzen und kurzen Röcken, eine große Essenshalle und so viel mehr...
- Es ist modern. Viele Teile des Unterrichts werden über einen Beamer und unseren "virtuellen Klassenraum" im Internet gehalten und überall gibt es freies WLAN. Außerdem haben wir eine Sprechanlage, wodurch jederzeit Ansagen gemacht und Schüler ins Sekretäriat gerufen werden können. Du hast keine Lust auf ein Papier zu schreiben? Dann kannst du dir einfach einen Laptop, den es in fast jedem Zimmer gibt nehmen und darauf deine Notizen speichern. Oder auch einfach etwas anderes machen....
- Keine Lust auf Physik oder Chemie? Alles klar, wenn du denkst du brauchst es nicht, dann musst du es auch nicht machen. Meine Fächer sind Digital Mulitmedia Design (jeden Tag produzieren wir die Schulnachrichten, die Termine, Neugikeiten, sportliche Erfolge, Rückblicke und das Wetter beinhalten und jedem Schüer am Anfang der nächsten Stunde gezeigt werden. Außerdem arbeiten wir an unserem Fotografie- und Filmskills, sowie an der Bearbeitung in verschiedenen Programmen.), Kunst, Englisch, Economics/Government, Spanisch, Chor und Theater entschieden. Im zweiten Semester werde ich dann Band belegen. Dieser Stundenplan wiederholt sich jeden Tag.
- Unsere erste Stunde beginnt um 7:55 Uhr mit dem Aufsagen der Pledge of Allegiance, eine Art Treueschwur. Dazu stehen alle auf, schauen zur Flagge und legen die rechte Hand aufs Herz.
- Eine Stunde geht ungefähr 50 Minuten und die letzte Stunde endet um 2:55 Uhr. Jeden zweiten Dienstag im Monat haben wir einen Half Day und nur bis 11:06 Unterricht. Das werde ich in Deutschland auf jeden Fall vermissen.
- Müde? Es interessiert keinen ob du deinen Unterricht schlafend mit dem Kopf auf dem Tisch verbringst.
- Zwischen jeder Stunde gibt es eine Pause von ungefähr drei oder vier Minuten. Jeder Schüler geht zu seinem Schließfach und holt seine Sachen für die nächste Stunde. Rucksäcke sind im Klassenraum nicht erlaubt. Kennst du diese Schüler in Deutschland, die tausende Stifte in ihrem Mäppchen haben? Hier in Amerika hat jeder Schüler einen Bleistift, wenn überhaupt...
- Unsere Mittagspause geht eine Stunde lang. Ich bringe mir meistens Essen von zuhause mit, aber das Schulessen ist eigentlich echt gut. Es gibt die Auswahl zwischen einem Gericht, das jeden Tag wechselt, Pizza, Burger oder Sandwiches, welches man sich selbst zusammensetzen kann. Außerdem gibt es Milch, Obst und Gemüse für jeden Schüler kostenlos. Kleine Snacks kann man sich kaufen, aber generell ist alles sehr billig.
- Nach dem Unterricht gibt es die typisch gelben Schulbusse, die dich nachhause bringen. Normalerweise habe ich Sport oder meine Gastmama fährt uns nachhause, aber ein paar Mal habe ich auch den Bus genommen. Ich liebe die Busse wirklich. Von außen... oder wenn niemand mitfährt. Ansonsten ist es wirklich, wirklich laut.
- Das Notensystem ist komplett anders hier. Es wird mit Buchstaben von A-F bewertet, aber du brauchst mehr als 50 Prozent um nicht durchzufallen. In Deutschland wäre das immerhin noch eine Vier.
- Meine Noten kann ich jederzeit online ansehen.
- Es gibt einen Dresscode... aber niemand hält sich daran.
- Die meisten tragen Sportsachen oder Klamotten mit Schullogo. Viele kommen in Trainingsanzügen und Jogginghosen in die Schule. Außer an Wettkampftagen, da tragen dann Mädchen Kleider und Jungen oft Anzüge oder zumindest Hemden.
- Zu spät kommen und einfach an der Tür klopfen und herein kommen? Das kommt nicht infrage. Du brauchst ein Pass um überhaupt hereinzukommen. Und wenn du auf Toilette gehen möchtest auch....
- Du wechselst den Raum, nicht der Lehrer.... Dafür hat jeder Lehrer seinen Raum aber ganz indiduell eingerichtet und man fühlt sich richtig wohl.
- Jede Hausaufgabe wird eingesammelt! Am Anfang war ich begeistert, wie einfach ich gute Noten bekommen konnte, aber häufig unterschätze ich dabei den Umfang und schreibe 5 Seiten pro Fach.
- Es wird sich mehr auf Stärken konzentriert.
- Schüler werden auf gleicher Ebene behandelt, oft auch sehr freundschaftlich. Ich glaube nicht, dass irgendjemand hier Angst oder zu viel Respekt vor den Lehrern hat. Man begegnet sich von Mensch zu Mensch. Und ich weiß, dass ich meinen Lehrern alles anvertrauen kann und sie mich immer unterstützen werden.
- Die Lehrer wollen Erfolge sehen und freuen sich über jeden kleinen Fortschritt. In Deutschland habe ich oft das Gefühl, dass Lehrer Misserfolge sehen wollen oder es ihnen irgendwie egal ist. Hier suchen Leher für den Grund und oft darf man den Test noch einmal wiederholen. Auch gibt es keinen Zeitdruck: Wenn man nicht fertig mit dem Test geworden ist, dann kann man ihn entweder in der nächsten Stunde oder am nächsten Tag fortsetzen. Alle meine Lehrer nehmen so viel Rücksicht auf uns und wollen nur das Beste!
- Schule hier macht SO VIEL Spaß! Es ist nicht einmal schwer früh aufzustehen...
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